Marsch des Lebens  Ueckermünde 2024

Am 28. Januar fand in Ueckermünde der 10. Marsch des Lebens statt. Eine bewegende Gedenkveranstaltung, die den Opfern der Judenverfolgung im Dritten Reich gedachte und gleichzeitig ein kraftvolles Zeichen gegen den wachsenden Antisemitismus setzte.

Die Teilnehmer begaben sich zunächst auf einen Rundgang entlang der Stolpersteine, wo für jede Familie ergreifende Gedenkworte gesprochen wurden. Anschließend wurde im Schlosshof der Davidstern nachgebildet, um ein starkes Symbol der Solidarität zu schaffen.

Die offizielle Gedenkfeier im Bürgersaal des Rathauses wurde von Bürgermeister Jürgen Kliewe eröffnet, der betonte, wie wichtig es ist, gemeinsam gegen Antisemitismus einzustehen und sich kontinuierlich mit der Geschichte auseinanderzusetzen. „Wir müssen alle aus einem demokratischem Standpunkt heraus handeln, und es liegt in der Verantwortung eines jeden Einzelnen, dazu beizutragen“, erklärte er.

Die Veranstaltung setzte sich fort mit einer Rede des Landesrabbiners von Mecklenburg-Vorpommern, Yuriy Kadnykov, der durch den Marsch das Bewusstsein schärfen wollte, dass solche Grausamkeiten nie wieder geschehen dürfen. „Die Erinnerung muss lebendig bleiben“, betonte er, denn damals waren die Nationalsozialisten durch ganz legitime Wahlen an die Macht gekommen.

Der parlamentarische Staatssekretär für Vorpommern und das östliche Mecklenburg, Heiko Miraß, sprach als Vertreter der Landesregierung zu den rund 60 Gästen im Bürgersaal. Er unterstrich die Unantastbarkeit der Würde des Menschen gemäß dem Grundgesetz. „Es gibt nichts, was die Verfolgung und Ermordung von Menschen rechtfertigen kann“, betonte er nachdrücklich und rief dazu auf, stets die Frage zu stellen: „Wie gehen wir miteinander um? Was muten wir uns gegenseitig zu?“.

Die Veranstaltung wurde live übertragen, und Teilnehmer wie Shlomo Ruschin in Isreal, brachten ihre Gedanken durch Videobotschaften ein. Shlomo Ruschin ist Nachfahre der Familie Ruschin, deren Stolpersteine in der Ueckerstraße 65 verlegt sind. Der in 2023 an der Gedenkveranstaltung noch teilnehmende Nachfahre der Familie Ritterband, Gilad Ritterband, sendete ebenfalls eine Videobotschaft. In diesem Jahr als Soldat aus dem Kriegsgebiet im Gazastreifen. Gründer und Präsident der Marsch des Lebens Bewegung, Jobst Bittner, berichtet in seiner Videobotschaft fassungslos von dem aktuellen Kriegsgeschehen und den Geiselnahmen. Gerade wegen der aktuellen Ereignisse ist es besonders wichtig, die Geschichte immer wieder aufzuarbeiten und zu erinnern.

Mit den anschließenden Lebensberichte, eingeleitet von Lorenz Sandhofe von der Ueckermünder Arche, sollen die Familiengeschichten von Opfern und Tätern aufgearbeitet werden. Nachfahren gaben einen persönlichen Einblick in die Geschichte iher Großväter, die Sturmführer und Judenhasser waren. So berichtete beispielsweise Anna Rager über die Herausforderung, zu akzeptieren, dass ihre eigene Familie aktiv an der Menschenvernichtung teilgenommen hat.

Der letzte Teil der Gedenkfeier widmete sich der Neuauflage des Buches „Auf den Spuren jüdischer Mitbürger in Ueckermünde“. Bürgermeister Jürgen Kliewe, Lorenz Sandhofe und Anja Baum lasen verschiedene Kapitel vor. In der Neuauflage wurden zwei Kapitel hinzugefügt, die sich mit dem „Marsch des Lebens“ und der „Psychiatrie des Todes“ beschäftigen.

Die Veranstaltung wurde musikalisch von Jutta Eckerkunst an der Bratsche und Anna Rager mit Gesang begleitet. Der Marsch des Lebens in Ueckermünde hat erneut gezeigt, wie wichtig es ist, die Geschichte aufzuarbeiten, zu erinnern und gemeinsam gegen jegliche Form von Diskriminierung einzustehen.